Loslassen – ein großes Thema. Doch alles begann ganz anders.
Ihr wisst, dass wir glücklich und zufrieden aus London wieder nach Hause gekommen sind. Wir hatten eine wirklich tolle Zeit mit vielen Erlebnissen.
Kaum daheim, überraschte uns der Rohrbruch meiner Nachbarn mit einem riesigen Wasser- und damit verbundenen Schimmelschaden.
Erst eine kleine Stelle – vorletzte Woche hat der Trockenbauer die letzten der 5 Schränke abgenommen, so dass die kompletten Hängeschränke entfernt werden mussten.
Ich hatte glücklicherweise sofort die ganze Küche ausgeräumt und alle angebrochenen Lebensmittel beseitigt.
Die Arbeitsplatte hat dabei etwas abbekommen und das Induktionsfeld, dass vor einiger Zeit einen Riss bekommen hat, darf auch getauscht werden.
Die Küche ist meist das Herzstück einer Wohnung. Meine Küche wird ausgetauscht.
Zufall? Ihr wisst, dass ich immer sage, dass Zufälle das sind, was uns zufällt. Also das, was wir uns (vielleicht im Unterbewusstsein) erwünscht haben oder erwirkt haben oder was uns auf unserem Weg passieren muss.
Meine Küche wird ausgetauscht. Meine alte, gewohnte und vor fast 9 Jahren ausgesuchte Küche kommt weg. Eine Art von Trennung. Abschied vom Altem.
Mir wurde klar, dass es von größeren Abschieden im Juni nur so wimmelte.
Abschied von der Grundschule und damit verbunden von so vielen Gewohnheiten und Routinen, von Freunden und Familien, von unserem gewohnten Weg mit den vertrauten Gesichtern.
Abschiedsgottesdienst für meinen Sohn und seinem Paten, dessen Mutter Katja mir schon so oft sagte, wie froh und dankbar sie für meinen Sohn als Paten waren. Ich bin dankbar für diese Verbindung, da ich hier vor allem gesehen habe, wie verantwortungsbewusst mein Sohn schon ist.
Abschied meiner Teamleiterin Maren, die nach rund 16 Jahren gemeinsame Zeit in den wohlverdienten Ruhestand ging. Sie war immer viel mehr für mich als nur meine Chefin. Vorgesetzte, Vertraute, Ansprechpartnerin, (auch mütterliche) Freundin, Unterstützerin… Sie hat mich durch so viele verschiedene Zeiten mit Herz & Wärme, Verstand & Verständnis, Freundschaft & Anteilnahme begleitet, so dass ich meinen Dank ihr gegenüber noch lange nicht in Worte fassen kann. Sie hat mich gestützt, unterstützt, aufgeholfen, mir den Weg gezeigt und ohne sie wäre ich nicht dort, wo ich jetzt bin.
Abschied von meiner Freundin Sandra von nebenan, die mit mir ungefähr zum gleichen Zeitpunkt eingezogen ist. Sie, ihre klaren Ansichten über das Leben und ihr Vertrauen an den Glauben haben mit oft einen ausschlaggebenden Blick auf de Dinge gegeben.
Abschied von der ganzen Trennungs- und Scheidungsgeschichte, die in den letzten Monaten endlich zur Ruhe gekommen ist. Vor zwei Jahren gab es die letzte Verhandlung und es sollte Ende Mai / Anfang Juni 2018 geschaut werden, wie der Stand der Dinge ist. Es hat sich auch in diesem Bereich erheblich beruhigt und ist viel entspannter geworden, so dass ich hier keine Kraft, Energie, Zeit mehr verliere.
Abschied auf allen Ebenen.
Alles zusammen war ganz schön viel, was da im Juni – vor allem in der zweiten Junihälfte – auf mich zukam.
Da war der anstehende Ferienbesuch meines Sohnes für 3 Wochen bei seinem Vater nur noch ein kleines Topping.
Normalerweise spüre ich Zeiten der Veränderung sehr deutlich oder nehme sie zumindest anders war. Wie energiegeladene Zeiten. Aber dieses mal nicht.
Ich glaube, dass es daran lag, dass diese Abschiede nur etwas Kraft kosteten, aber keine Energie beinhalteten. Es ging um das Thema „Loslassen“. Versteht Ihr, was ich meine?
Mir wurde klar, dass es von Abschieden nur so wimmelte…und ich überlegte, was das in dieser konzentrierter Form für mich persönlich bedeuten sollte oder könnte.
Nur im Abschied kann Neues entstehen. Nur wenn neuer Raum geschaffen wird, kann dieser eingenommen werden. Nur wenn etwas geht, kann ich Neues einladen.
Ich konnte und kann noch nicht ahnen, was es sein wird, was da auf mich zukommt. Aber es braucht eine Menge Platz und Raum, da war und bin ich mir ganz sicher.
Ich denke, es ist im ersten Schritt das Vertrauen, dass ich lernen sollte. Darauf vertrauen, dass alles kommen wird, wie es soll. Und das mache ich. Einladend, aufgeschlossen, neugierig.
Ich lebte also in den Tag hinein, genoss trotz Trocknungslüfter und Küchengegenständen in der ganzen Wohnung die Zeit für mich.
Ich hatte den Wunsch, weiter aufzuräumen. Denn so fühlte sich diese Phase auf einmal an.
Aufräumen! Ausräumen! Ausmisten! Verabschieden! Trennen! Loslassen!
Soll das bleiben oder kann das weg… In meinen Schränken, in meinem Leben. Ich fing mit den Kleiderschränken meines Sohnes an, ging über zu meinem und den Schuhschränken. Die Küche wird bei Zeit folgen. Immer weiter. Überall.
Soll das bleiben? Machte es mich glücklich? Hat es Platz in meinem weiteren, in meinem zukünftigen Leben? Oder kann das weg?
Es machte sich ein Gefühl von Befreiung breit, und ich hatte den Eindruck, als erschließe ich mir dadurch immer mehr und mehr Möglichkeiten.
Befreiung und Freiheit. Ist das der Gewinn aus dem Loslassen?
Jetzt haben wir fast Ende Juli und ich kann sagen, dass die Freiheit auf jeden Fall ein Teil des Gewinnes ist.
Die Freiheit, sich neu zu entscheiden. Die Freiheit, sich selbst neu zu entdecken. Die Freiheit, neue Seiten an sich wahrzunehmen und kennenzulernen. Die Freiheit, sich weiter und neu zu entwickeln. Die Freiheit, Neues zu probieren. Die Freiheit, neue Wege zu gehen.
Jetzt haben wir fast Ende Juli und ich kann sagen, dass sich langsam wieder alles fügt.
Positiv! Gut! Die Zukunft im Blick! Auf allen Ebenen.
Ich merke, wie sich alles verändert. Ich merke, wie ich mich verändere. Innerlich und äußerlich. Und es fühlt sich gut und richtig an.
Auch wenn es erst vielleicht erst etwas beängstigend ist, wenn sich so viel auf einmal verabschiedet und man erst, aus Sorge oder aus Angst, nicht loslassen möchte:
Eine solche intensive Phase ist in meinen Augen ein deutliches und unüberhörbares Zeichen.
Die Chance auf etwas Neues und Wunderbares.
Die Chance für ein neues ICH.
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